10 Minuten Heimatkunde mit Altbürgermeister Anton Klotz
1972 trat in Bayern die „Verordnung zur Neugliederung von Landkreisen und kreisfreien Städten“ in Kraft. Sinn dieser strukturellen Veränderung war die Reform der öffentlichen Verwaltungen durch Formung größerer Einheiten, denn – wie es hieß – „die Kleingemeinden sind nicht mehr in der Lage, die notwendigen Grundeinrichtungen zu erstellen und zu erhalten“.
Diese Gebietsreform des Freistaates Bayern schreibt in der Geschichte unserer Gemeinde Haldenwang ein wenig rühmliches Kapitel. An dieser Stelle soll jetzt aber nicht über die Fülle von heftigen Kontroversen, Diskussionen, Streitgesprächen und Auseinandersetzungen berichtet werden, die es über einige Jahre in der Gemeinde Haldenwang gab und die Ende September 1975 sogar zum Rücktritt des amtierenden Bürgermeisters Max Fackler führte. Lediglich soll daran erinnert werden, dass vor 45 Jahren, am 1. Mai 1978, Haldenwang eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Nachbargemeinde Lauben bilden musste.
Haldenwang will selbständig bleiben
Im November 1976 wird Josef Zimmer, Seebach (Freie Wählergemeinschaft) mit 57 Prozent der gültigen Stimmen zum Bürgermeister der Gemeinde Haldenwang gewählt. Sein Gegenkandidat, der CSU-Ortsvorsitzende Adolf Röder aus Börwang, kann 43 Prozent der Stimmen auf sich vereinigen. Trotz teilweise heftiger Kontroversen während des Wahlkampfes versuchen beide in den folgenden Monaten das Beste für ihre Heimatgemeinde Haldenwang zu erreichen. Schließlich geht es um den Erhalt der Selbständigkeit.
Keine Chance für die Selbständigkeit
Bei einer turbulenten Parteiversammlung in Haldenwang Anfang des Jahres 1977 erklärt der CSU-Stimmkreisabgeordnete Paul Diethei: „Haldenwang sollte sich keinen Illusionen hingeben; es besteht keine Chance auf die Selbständigkeit“. Emotionen kochen hoch. Bei einer spontanen Unterschriftenaktion votieren über 1000 stimmberechtigte Gemeindebürger für die Eigenständigkeit. Zumindest einen Teilerfolg verbucht dann eine Haldenwanger Delegation bei einem Gespräch im Innenministerium. Das Ergebnis: Für Haldenwang ist eine Einheitsgemeinde mit Lauben „vom Tisch“, eine Verwaltungsgemeinschaft allerdings anzustreben. Nach weiteren teil sehr kontrovers geführten Diskussionen und parteipolitischen Auseinandersetzungen bekräftigt der Bayerische Innenminister Dr. Bruno Merk in Kempten: “Die Einwohner von Haldenwang dürfen froh sein, kurz vor Torschluss die Selbständigkeit in Form einer Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Lauben erreicht zu haben“.
Keine gemeinsame Basis
Trotz aller Widerstände muss die Gemeinde Haldenwang auf Anordnung der Regierung von Schwaben ab 1. Mai 1978 eine Verwaltungsgemeinschaft mit der Gemeinde Lauben bilden. Ihre amtliche Bezeichnung lautet: „Verwaltungsgemeinschaft Haldenwang im Allgäu, Verwaltungssitz in Heising“. Haldenwang wird bei den gemeinsamen Sitzungen von den Verbandsräten Josef Zimmer (Bürgermeister), Josef Klotz, Georg Herb und Dr. Heinz Morhard vertreten.
Die Arbeit wird aufgenommen, doch schon bald treten nahezu unüberwindbare Schwierigkeiten auf. Bei allen wichtigen Entscheidungen (Haushalt, Anbau Verwaltungsgebäude, Satzungen, Verteilungsschlüssel des Steueraufkommens usw.) kommt es zu einem Abstimmungspatt. Von Verwaltungsvereinfachung und Kostenersparnis ist nichts zu spüren. Vermittlungsversuche durch den Oberallgäuer Landrat Hubert Rabini scheitern.
Die Zwangsehe scheitert
Der hartnäckige persönliche Einsatz von Bürgermeister Josef Zimmer mit seinem Gemeinderat, darunter auch CSU-Ortsvorsitzender Adolf Röder, führt dazu, dass im März 1979 der kommunalpolitische Ausschuss im Bayerischen Landtag nach einem Besuch vor Ort in Lauben und Haldenwang die Empfehlung ausspricht, die beiden Gemeinden wieder zu trennen. Am 7. August 1979 trifft ein Telegramm des Abgeordneten Paul Diethei im Rathaus ein: “ Der Bayerische Landtag hat heute Abend die Selbständigkeit Haldenwangs beschlossen“.
In der ganzen Gemeinde Haldenwang herrschte eitel Freude. Die wiedergewonnene Selbständigkeit ab 1. Januar 1980 war ein willkommener Anlass, dieses Ereignis bei einem Fest im Sportzentrum gebührend zu feiern. Die Weißwurst-Kessel quollen über und laut dem damaligen Spoze-Wirt Martin Seif seien nahezu 500 Liter Freibier getrunken worden.